woensdag 20 augustus 2008

"Für uns spielen Steueroasen keine Rolle"

Plastiktüte mit Brisanz
Neue Daten aus Liechtenstein
04.08.2008, 18:34

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Diskret - und abweisend
Die Erpressung wäre vermutlich geräuschlos abgelaufen, wenn Freitag seinen Part auch professionell zu Ende gebracht hätte. Eigentlich wollte er das erpresste Geld nach Liechtenstein schaffen. Aber weil ein Vaduzer Treuhänder zu viel Honorar verlangte, war ihm das zu teuer. Er schaltete seine Mutter ein. Die ging mit einem Anwalt, gegen den seither in Rostock ermittelt wird, zur dortigen Filiale der Commerzbank, um knapp 1,4 Millionen Euro auf ein Konto einzuzahlen. Einfach so. Das Geld sollte später an Sohn Michael, der im thailändischen Phuket in Saus und Braus lebte, überwiesen werden. Da hätte die Mutter auch gleich eine Selbstanzeige wegen Geldwäsche machen können. Die Bank rief die Polizei, "Glatze" kam nach Deutschland und wurde festgenommen.

Poker um die Unterlagen
Eher zufällig stießen die Ermittler auf Freitags E-Mail-Verkehr mit Liechtenstein. Da erst dämmerte ihnen, welches Geschäft da gelaufen war. Daraus wurde dann der Fall schwerer "gewerbs- und bandenmäßiger Erpressung", der seit mehr als zwanzig Sitzungstagen in Saal 201 verhandelt wird. Schon vor dem ersten Verhandlungstag begann ein neuer Poker um die Unterlagen.

Freitag beteuerte zwar, keine Kontrolle mehr über die Belege zu haben, doch konnte man ihm glauben? Strafverfolger Fiedler war skeptisch. Eine der beiden Anwältinnen Freitags sprach bei Axel Nawrath vor, der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium ist. Wenn ihr Mandant eine geringere Strafe erhalte, könne die deutsche Steuerverwaltung möglicherweise die Datensätze erhalten, sagte sie. Nawrath erklärte sich für nicht zuständig. Im März telefonierte eine der Anwältinnen mit dem stellvertretenden Chef der Bochumer Staatsanwaltschaft, Hans-Ulrich Krück, dessen Behörde das Verfahren gegen die Kunden der Fürstenbank LGT betreibt. Auch der winkte ab. Seine Behörde habe auf den Rostocker Fall keinen Einfluss.

Freitag wurde leicht nervös. Schriftlich forderte er einen ihm bekannten Anwalt auf, die Unterlagen seinen Verteidigerinnen zu übergeben. Und wie der Zufall in diesem Krimi so spielt - am 20. Mai 2008 tauchte das Konvolut auf. Nicht bei Freitag, sondern bei der LLB in Vaduz. Das letzte Drittel. Die Bankiers waren hochzufrieden. Ob sie wieder gezahlt haben, wollen sie nicht sagen. Auch der freundliche Absender fällt unter das Bankgeheimnis. Ein LLB-Sprecher sagte nur, die Unterlagen seien von unbeteiligten Dritten übergeben worden.

Wie dann doch Freitags Anwältinnen an das gesamte Material kamen, wollen sie nicht verraten. Anwaltsgeheimnis. In einschlägigen Kreisen geistert die Theorie, ein österreichischer Kumpel, mit dem Freitag in Frankreich mal in Auslieferungshaft saß, sei behilflich gewesen. An diesem Montag wollen sich Staatsanwaltschaft und Steuerfahnder in Rostock zusammensetzen und beraten, wie der Fall angepackt werden soll. Zunächst sollen die Unterlagen auf Echtheit geprüft werden.

LLB-Kunden aus Süddeutschland
Die überreichten Kopien, von denen wiederum Abzüge gemacht wurden, werden zudem beim Landeskriminalamt kriminaltechnisch untersucht. Wer hatte die Ware in der Hand? Der Lieferant habe "alles mögliche zusammenkopiert", sagt ein Ermittler. Dann werden bei einzelnen Finanzämtern sogenannte Verprobungen gemacht. Wenn die Unterlagen echt sind, woran wenig Zweifel bestehen, soll die Rostocker Steuerfahndung das Material sichten und dann an die jeweils zuständigen Kollegen im Bundesgebiet weiterreichen, heißt es. Anders als im Bochumer Fall der LGT-Bank soll es kein zentral geführtes Verfahren geben. Viele der LLB-Kunden, darunter auffällig viele Mediziner, stammen aus Süddeutschland und dem Rheinland.

Anwältin Gottschalk-Solger hat die Unterlagen natürlich schon einmal gesichtet, Sie war ein bisschen sorgenvoll, ob Mandanten oder Bekannte heimlich nach Liechtenstein stiften gegangen waren. Was hätte sie dann gemacht? Hätte sie die Freunde gewarnt und wie hätte sie sich bei Klienten verhalten sollen? Gottseidank, es war keiner drunter. Sie hat ehrliche Freunde.

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