zaterdag 1 maart 2008

Kasse machen auf Kosten von Klaus Z.

28.02.08, 12:26 - Steuerfahnder

Die Staatsanwälte haben die Prominenz des Postchefs gezielt benutzt, um Fahndungserfolge zu feiern und Steuern in Millionenhöhe einzutreiben.

Der Klaus-Zumwinkel-Fanclub hat derzeit eine recht überschaubare Größe. Außer seinem Bergsteiger-Kumpel Reinhold Messner machte sich niemand für den gestürzten Post-Boss öffentlich stark. Stattdessen erhält Zumwinkel verbale Prügel von allen Seiten. Der Mann, der noch vor zwei Wochen einer der mächtigsten Vertreter der Deutschland AG war, ist mittlerweile zum Synonym für Raffgier und Abzockerei in der Chefetage geworden. Politiker beschimpfen ihn als „Abschaum“ und „Asozialen“.

Selbstverständlich ist das, was Klaus Zumwinkel gemacht hat, illegal und nicht zu entschuldigen. Erst solidarisierte er sich mit seinen Briefträgern und boxte mit politischer Hilfe einen Mindestlohn für die Berufsgruppe durch. Dabei trat er als Verfechter von sozialer Gerechtigkeit auf. Nebenbei war ihm die Solidargemeinschaft allerdings relativ schnuppe. Mittels einer geheimen Stiftung in Liechtenstein hinterzog Zumwinkel Steuern und schädigte damit seine Mitbürger.

Trotz der berechtigten Empörung über sein Verhalten müssen auch die Ermittlungsmethoden der Bochumer Staatsanwälte kritisch hinterfragt werden. Denn sie haben mithilfe der Prominenz des geschassten Postchefs wohl einmalige Fahndungserfolge feiern und Steuern in Millionenhöhe eintreiben können. Ganz nach dem Motto: Kasse machen auf Kosten von Klaus.

Hohe Rendite des Kaufpreises

Ein sichtlich zufriedener Oberstaatsanwalt Hans-Ulrich Krück erschien am Dienstag auf einer Pressekonferenz und verkündete stolz die Zwischenbilanz der umfangreichen Ermittlungen und Durchsuchungen: 72 Selbstanzeigen, 91 Geständnisse von Steuersündern und bereits geleistete Abschlagszahlungen von knapp 28 Millionen Euro. Täglich gehen weitere Summen von ertappten Steuerhinterziehern auf staatliche Konten ein. Das Honorar von 4,2 Millionen Euro, das der Bundesnachrichtendienst für die vertraulichen Unterlagen der Liechtensteiner LGT-Bank an den Informanten Heinrich Kieber überwies, hat sich längst ausgezahlt.

Staatsanwalt statuiert Exempel

Bei den Ermittlungserfolgen spielt die Person Zumwinkel eine zentrale Rolle. Ganz bewusst hat sich die Staatsanwaltschaft offenbar den Wirtschaftspromi als ersten Verdächtigen herausgepickt und an ihm ein Exempel statuiert. Während die Durchsuchungen in diversen Nobelvierteln in den vergangenen Tagen ziemlich diskret abliefen, entschieden sich die Fahnder im Fall Zumwinkel für eine ganz andere Strategie. Die Republik war bei der Razzia via TV-Sender live dabei. Die Bilder vom gefallenen Top-Manager verfehlten ihre Wirkung nicht. Noch am selben Tag war sein Schicksal besiegelt. Keine 24 Stunden später wurde sein Rücktritt offiziell bekannt gegeben.

Durch die knallharte Vorgehensweise bauten die Staatsanwälte eine Drohkulisse bei den übrigen Verdächtigen in der Steueraffäre auf. Zumwinkel wurde aus taktischen Gründen quasi instrumentalisiert, um weitere Betroffene zu Selbstanzeigen und Geständnissen zu zwingen. Wer, bitte schön, wollte freiwillig und öffentlich so angeprangert werden wie Zumwinkel? Aber war das wirklich notwendig, den Ex-Boss des Gelben Riesen derartig hinzuhängen und damit gesellschaftlich zu ächten? Angeblich verfügen die Staatsanwälte doch über Top-Informationen aus der LGT-Bank, mit denen sie alle Steuersünder ohnehin überführen können. Im Laufe der Ermittlungen wird deshalb immer klarer: Klaus Zumwinkel ist Täter und Opfer zugleich.

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